Finanz-Szene – Partner-Podcast. Zu Gast: Niels Kokkeel/Mehrwerk
"Rabatte, Boni, Punkte: Wie das Girokonto neu definiert wird" schrieben wir hier bei Finanz-Szene im September 2020 über eine Analyse. Anlass: In den Monaten zuvor lud eine Bank nach der anderen ihr Girokonto-Angebot mit einem so genannten Mehrwertprogramm auf. Statt nur Bankdienstleistungen anzubieten, gab es von der Hausbank plötzlich auch Versicherungspakete, Cashbacks bei lokalen Händlern oder Online sowie Treueprogramme und Rabatte auf die Kontoführung für möglichst viele Produkte.
Der Trend zu mehr "Premium" ist eine Funktion einer simplen Entwicklung: die Banken – von der Mini-Sparkasse im Schwarzwald bis zur Berliner Neobank – müssen einerseits die Preise erhöhen, um unabhängiger vom Zinsgeschäft zu werden beziehungsweise überhaupt profitabel zu werden. Sie bieten aber auch andererseits – auch hier: Legacy-Banken wie Neobanken – mit dem Girokonto ein im Kern leicht vergleichbares Produkt mit weitgehend identischen Leistungen überall an.
"Mehrwertprogramme" schlagen da drei Fliegen mit einer Klappe: Sie sind ein gutes Argument, Preiserhöhungen einzufliegen anstatt sagen zu müssen, eine identische Leistung werde nun mal teurer. Sie machen das Kernprodukt preislich schwerer vergleichbar. Und sie erhöhen die Kundenbindung – wenn die Kundinnen und Kunden es annehmen. Denn die mit der Einführung verbundenen Preiserhöhungen betragen – wie im damaligen Beispiel der Sparkasse Holstein – bis zu 160%.
Was steckt hinter dem Boom? Wie kann eine solche Einführung funktionieren – und was lässt sie scheitern? Ist das ganze nicht Augenwischerei, weil kaum ein Kunde die Dienste nutzt? Welche Kundengruppen spricht man mit den Programmen überhaupt an?
Darüber haben wir mit Nils Kokkeel, Geschäftsführer des Merhwertdienstleisters Mehrwerk in unserem Partner-Podcast* gesprochen. Kokkeel glaubt, dass sich der Trend zu Mehrwertdiensten bei Banken noch einmal beschleunigen dürfte. Grund: Das BGH-Urteil aus dem letzten April, laut dem Kunden Preisänderungen stets aktiv zustimmen müssen. Das, so Kokkeel, habe Banken Preissetzungsmacht genommen, wer nun Preiserhöhungen für ein "Commodity" wie ein Girokonto durchsetzen wolle in einem hart umkämpften Markt,, müsse dafür gute Gründe beim Kunden liefern.
Und: letztlich fuße auch das Geschäftsmodell vieler Neobanken auf dem Gedanken des "Mehrwertprogramms" – nämlich immer dann, wenn die Premium-Konten entscheidende Beiträge zur GuV leisten sollen. Passend dazu ließ sich aus kürzlich aus dem N26-Abschluss von 2020 ablesen, dass inzwischen 45% der für das Geschäftsmodell entscheidenden Provisionserträge von N26 aus Kontoführungsgebühren für Premium-Konten stammen.
Mehrwerk gehört zu den „Premium-Partnern“ von Finanz-Szene.de - mehr Informationen:
Redaktion und Host: Christian Kirchner/Finanz-Szene.de
Coverdesign: Elida Atelier, Hamburg
Postproduction: Podstars Hamburg
Musik: Liturgy of the streets / Shane Ivers - www.silvermansound.com
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